Grabmal als Gesamtes
Hochgrab - Kenotaph
Wie Maximilian sich seinen Sarkophag, ja überhaupt die Konzeption
seines Grabmals, vorgestellt hat, das ist unbekannt. Erst 1527, acht Jahre
nach Maximilans Tod, befasste sich als
Testamentvollstrecker seines Großvaters sein Enkel
Kaiser Ferdinand I. mit der Frage des Hochgrabs
und des Sarkophags. Unklar war noch der
Aufstellungsort.
Kaiser Ferdinand I. schwebte ein Hochgrab mit
dem liegenden Kaiser im Harnisch und mit Krone,
Szepter und Reichsapfel vor, umgeben von
Bronzetafeln mit bedeutenden Ereignissen aus
seinem Leben an den Seitenwänden. Den Auftrag
zum Entwurf bekam Jörg Kölderer. Als Vorlage
diente das Hochgrab von Kaiser Friedrich III., dem
Vater Maximilians, im Wiener Stephansdom. Für die
Bronzetafeln griff man auf die großen Holzschnitte der Ehrenpforte
zurück.
Da Maximilian in seinem
letzten Testament vor
seinem Tod 1519 in
Wels die Burgkapelle
von Wiener Neustadt
als letzte Ruhestätte
bestimmte, wurde der
Gedanke eines
Hochgrabs jedoch
vorläufig beiseite gelegt.
Angeblich hätte man in
der Kapelle, die
allerdings recht groß ist,
kein Hochgrab aufstellen können. Auch wären vermutlich die großen
Figuren zu schwer gewesen, da sich die Kapelle über eine Durchfahrt
befindet.
1547 tauchte der Gedanke des Grabmalsprojekts erneut auf. Nun ließ
Kaiser Ferdinand I. eine Kirche (1553-1563) und ein Kloster in Innsbruck
errichten.
Inzwischen hatte sich die Renaissance durchgesetzt. 1561 erhielten die
Brüder Bernhard und Arnold Abel den Auftrag für die Arbeiten in Stein,
nicht in Bronze. Florian Abel lieferte einen zeichnerischen Entwurf, der
ganz der Renaissance entsprach.
Marmor wurde angekauft: weißer aus Carrara in Italien, roter aus Adnet
bei Salzburg, schwarzer aus dem Trentino.
Die Brüder Abel haben nur drei Reliefs (Schlacht bei Vicenza, Ausfall bei
Marano und Doppelhochzeit in Wien) ausgeführt, dann starben beide
kurz hintereinander an übermäßigem Alkoholgenuss. Alexander Colin aus
den Niederlanden schuf die restlichen 21 der 24 Marmorreliefs bis 1566.
1567-1672 wurde die Tumba (Hochgrab) aufgestellt.
1570 goss der Münchener
Bildgießer Hans
Lendenstreich die vier
Kardinaltugenden.
Erst 1584 entstand die
kniende Gestalt des Kaisers,
gegossen vom Sizilianer
Ludovico de Duca in
Innsbruck. So konnte unter
Erzherzog Ferdinand II. das Grabmal
vollendet werden.
Das Hochgrab entspricht viel mehr dem
Stil Erzherzog Ferdinands II. als der
Anschauung Maximilians. Durch die
kniende Gestalt des Kaisers wird der
religiöse Gedanke betont, aber auch Trauer ausgedrückt. Maximilian
hingegen hätte ein Denkmal seiner Taten und seiner Ehre schaffen lassen.
Auf dem Grabmal hätte er sich viel eher einen strahlenden als einen
knienden und betenden Kaiser vorgestellt.
Das Grabmal ist leer und wird als Kenotaph bezeichnet. Maximilian liegt
in der Georgskapelle der Burg von Wiener Neustadt bestattet, wie es
seinem letzten Testament entspricht.
Kaiser Ferdinand I. - Grabmal
1519 Tod Kaiser Maximilians I.
1527 Aufgreifen des Projekts
Kaiser Ferdinand I. spricht von
einem Hochgrab, das inmitten der
großen Figuren stehen soll. Auf
dem Hochgrab stellte er sich die
Figur Maximilians liegend vor,
umgeben von Bronzetafeln mit
bedeutenden Ereignissen aus
seinem Leben. Unklar ist noch der
Ort der Aufstellung. Den Auftrag
zum Entwurf erhält Jörg Kölderer.
1547 neuerliches Aufgreifen des
Grabmalprojekts
Kaiser Ferdinand entscheidet sich
für den Bau einer Kirche (1553-
1563) und eines Klosters in
Innsbruck.
1561 Vertrag mit den Brüdern
Bernhard und Arnold Abel über die
Ausführung der Arbeiten in Stein.
Florian Abel schuf einen Entwurf.
Alexander Colin kam aus den
Niederlanden.
3 Reliefs stammen von den
Brüdern Abel, die restlichen 21 von
Alexander Colin.
1567-1672 Tumba (Hochgrab)
1570 Guss der 4 Kardinaltugenden
durch Hans Lendenstreich
1584 Guss der knienden Gestalt
des Kaisers durch Ludovico de
Duca - Fertigstellung des Grabmals