Leben - Politik
Hochzeit mit Bianca Maria
Sforza aus Mailand
Grundsätzlich waren es finanzielle Probleme, die Maximilian zu einer
zweiten Heirat bewogen. Das Herzogtum Mailand war für Maximilian
politisch wichtig, die junge Herzogin Bianca Maria Sforza reich. Sie
brachte 400.000 Golddukaten in die Ehe mit. Zudem bedeutete Mailand
das "Tor nach Italien".
Mit acht Jahren wurde Maria Vollwaise und wuchs am Hof ihres Onkels
Lodovico Sforza, genannt „Il Moro“, auf. Ihr Vater Galeazzo Maria Sforza
fiel einer Adelsverschwörung zum Opfer, ihre Mutter Bona von Savoyen
starb ebenfalls jung. Eigentlich war Maria nicht von standesgemäßer
Geburt, da die Sforza ein Geschlecht von Söldnerführern darstellten und
gewaltsam an die Macht gekommen waren. Lodovico Sforza erhoffte sich
durch die Heirat seiner Nichte mit dem Kaisersohn eine Standeserhöhung.
Die Hochzeit hätte schon früher stattfinden sollen, doch Kaiser Friedrich
III., Vater von Maximilian, hätte nicht eingewilligt. Er starb 1493.
Im Dezember 1493 zog die Herzogin mit ihrem Gefolge und einer
kostbaren Fracht an Gebrauchsgegenständen, Kleidern und Schmuck über
die verschneiten Alpen, ein beschwerliches Unternehmen. Als sie kurz vor
Weihnachten endlich in Innsbruck eintraf, ließ Maximilian sie noch
mehrere Wochen warten. Er weilte gerade in Wien. Die eigentliche
Hochzeit fand dann im März 1494 in Innsbruck und in Hall statt, in Hall
das so genannte Beilager.
Die junge Ehefrau wohnte in der Hofburg, die unter Erzherzog Sigmund
dem Münzreichen und Maximilian erbaut worden war. Weilte Maximilian
in Innsbruck, wohnte er ebenfalls dort. Die Gemächer der Kaiserin und
ihrer rund 30 Hofdamen wurden als Frauenzimmer bezeichnet. Sie
beherrschte die deutsche Sprache nicht und umgab sich vor allem mit
italienischen Angestellten und Freunden. Den Tag verbrachte sie mit
Lesen, Kartenspiel, Jagd, Tanz, Handwerksarbeiten, Ausritten u. a. In ihrer
Aussteuer hatte sie 9.000 Nähnadeln mitgebracht. Sie war ein luxuriöses
Leben gewohnt und gab Unsummen an Geld für Schmuck, Kleider und
wertvolle Gegenstände aus. Vor allem kostbare Stoffe aus Florenz und
teurer Schmuck aus Deutschland zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich.
Sehr schnell geriet der Hofstaat in tiefe Schulden. Die Fürstin brachte
auch die italienische Mode an den Innsbrucker Hof. Die Kleider waren aus
Damast, weichem Samt sowie Gold- und Silberbrokaten genäht.
Bianca Maria Sforza fühlte sich in Innsbruck nicht wohl. Das Leben in der
Hofburg glich dem Dasein in einem goldenen Käfig. Sie war die Königin,
ab 1508 die Kaiserin und damit die oberste weltliche Frau. Ihr Ehemann
war meist abwesend, denn seine Regierung bestand aus Reisen. Nur
selten nahm er sie mit. Sie liebte ihn sehr und schrieb ihm innige
Liebesbriefe, die er oft gar nicht beantwortete. So kam es, dass sich die
Fürstin alleine und verlassen fühlte. Zeitweise aß sie sehr viel und wurde
dick, dann hungerte sie wieder extrem und magerte ab. Es wird berichtet,
dass sie gerne am Boden sitzend oder kniend aß. Besonders bevorzugte
sie Gänsezungen - für einen Teller voller Zungen mussten 30-40 Gänse
getötet werden. Es kam auch vor, dass Maximilian sie auf Reisen in
Gasthöfen als Pfand zurücklassen musste, da er nicht sofort bezahlen
konnte. Auch ihren Schmuck und ihre Unterwäsche musste sie ab und zu
verpfänden. Allerdings war sie selten bei seinen Reisen dabei.
Eine bittere Enttäuschung bedeutete für sie ihre Kinderlosigkeit. Somit
konnte sie ihre wohl wichtigste Pflicht als Herrscherin nicht erfüllen. Sie
fühlte sich vernachlässigt und wurde deshalb psychisch krank. Ihre
Esswut, ihre unbestimmten Krankheiten und ihr Schmuck- und
Kleiderluxus waren verzweifelte Versuche, Aufmerksamkeit zu erregen.
In der Silvesternacht 1510 starb die Kaiserin und wurde als letzte
Habsburgerin in der Gruft in Stift Stams im Tiroler Oberland begraben. Ihr
Ehemann kam nicht zu ihrem Begräbnis, er war auf Reisen.
Eheschluss per procurationem
1493 fand in Mailand die Hochzeit
per procura(ationem) statt. Ein
Vertreter Maximilians, Markgraf
Christoph von Baden, steckte sein
entblößtes rechtes Bein vor
versammelter Hofgesellschaft zur
Fürstin ins Bett. Damit war die Ehe
vollzogen. Diese Art der
Eheschließung war in
Fürstenhäusern durchaus üblich.
Die Feierlichkeiten im Mailand
wurden von Leonardo da Vinci
geplant und fielen
dementsprechend prächtig aus,
allerdings in Abwesenheit
Maximilians.